Die Trennung von Yin und Yang oder der Übergang in einen neuen Zustand – was TCM und Buddhismus über den Tod denken

Heute mal anders! Dieser Beitrag hat eine persönliche Komponente, eine besondere Bedeutung für mich – eine Traurige.

Sicher haben viele von euch schon Berührungen mit dem Sterben, dem Tod gemacht – in der Familie, im Bekannten – oder Freundeskreis durch Alter, Krankheit oder gar selbstgewählt. Auch das kenne ich.

Was neu für mich ist – der Tod eines Patienten durch Suizid. Ich kannte den Patienten noch nicht lange, er war erst seit Kurzem bei mir. Die Gründe, die Umstände, die Vorgeschichte tun auch nichts zur Sache. Was aber zählt – ein unwahrscheinlich sensibler, tapferer und liebenswerter Mensch wollte nicht mehr leben. Als Therapeut habe ich dies noch nie erlebt und es hat mich zutiefst erschüttert, traurig gemacht und mich mehr belastet als ich dachte.

Ich habe mir Fragen gestellt wie „hätte ich es merken können? Hätte meine Behandlung besser sein müssen? Hätte ich es verhindern können?“.

Ein sehr guter Freund sagte mir „wir Therapeuten sind Begleiter – können Hilfe anbieten, unterstützen aber der Patient selbst entscheidet was er davon annimmt, umsetzt und mit seinem Leben anfängt“. Das war hilfreich und tröstlich. Trotzdem suchte ich nach einer anderen Sichtweise, die mich besser „damit klarkommen“ ließ.

 

Laut TCM entsteht alles was existiert aus dem energetischen Gefüge, dem Spannungsfeld von Yin und Yang, den verschiedenen Manifestationen von Qi. Kondensiert und fließt das Qi so leben wir.

Der Tod ist nichts anderes als die Trennung von Yin und Yang. Das Qi hört auf zu Fließen, wird zerstreut und wiederum als Substanz des Lebens Wandlungsphasen unterzogen. In den chinesischen Lehren heißt es „Die Geburt ist kein Gewinn, der Tod ist kein Verlust…“.

Wenn ein Mensch stirbt, wird er wieder zu Shen, der unverdichtetsten Form von Qi, die man am ehesten mit „Geist“, „Bewusstsein“ übersetzen kann.

Die Sichtweise der TCM ist schwer greifbar, nicht leicht verständlich, trägt aber einen tröstlichen Aspekt in sich – der Tod ist „nur“ eine Wandlung des Qi.

 

Auch der Buddhismus sieht den Tod nicht als das Ende von allem sondern vielmehr als Neubeginn. Es geht dabei um den Übergang in einen neuen Zustand. Im Buddhismus existiert ein anderer Umgang mit dem Tod und dem Sterben und daher auch weniger Angst davor. So glauben die Buddhisten, dass der Geist unzerstörbar ist und nach dem Tod nur einen anderen Körper aufsucht. Wie das nächste Leben verlaufen wird, entscheidet das Karma, das im jetzigen Leben durch Taten und Gedanken beeinflussbar ist. Am Ende steht das Nirwana – der vollendete Zustand des Glücks.

 

Eine buddhistische Weisheit besagt:

„Abschied und Tod sind nur andere Worte für Neuanfang und Leben. Alles, was du zurücklässt, findest du in einer anderen Form immer wieder. Wenn wir verstehen, dass wir mit allen Lebewesen verbunden sind, verlieren wir die Angst.“

 

So möchte ich den Tod sehen, so möchte ich an meinen Patienten denken…leb wohl….

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