„Nadel“ mit starker Wirkung – Schlafstörungen bei Depressionen lindern

eine aktuelle Studie belegt – eine Akupunkturbehandlung kann bei Patient*innen mit Depressionen Schlafstörungen deutlich reduzieren, wobei die Besserung auch über einen längeren Zeitraum von bis zu 32 Wochen anhält.

Zur Behandlung von Depressionen und zur Linderung von primären Schlafstörungen wird die Akupunktur bereits vielfach erfolgreich eingesetzt. Bisher gab es aber keine Untersuchungen zur Wirksamkeit von Behandlungen beider Aspekte – sprich komorbider Insomnien (begleitender Schlafstörungen) bei Depressionen.

3 Kliniken in Shanghai stellten sich dieser Frage und führten eine fast über 1 Jahr laufende Studie durch.

Die Patient*innen waren zwischen 18 und 70 Jahre alt, litten alle an Schlafstörungen, erfüllten die DSM-5-Kriterien (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, in der 5. Auflage 2013 von der American Psychiatric Association (APA) veröffentlicht) für Depressionen und erhielten eine durch einen Psychiater gesteuerte Standardtherapie.

Ein Teil der Patient*innen wurde zusätzlich über 8 Wochen 24 x mit Scheinakupunktur behandelt, eine andere mit Elektroakupunktur. Die dritte Gruppe als Kontrollgruppe erhielt nur die Standardtherapie.

Das Ergebnis - die Akupunktur konnte Schlafstörungen nachhaltig reduzieren – mit über Wochen anhaltendem Effekt. Es zeigten sich deutliche Verbesserungen der Gesamtschlafdauer aber auch Verbesserungen im Hinblick auf depressive Phasen und Angstzustände. In den beiden anderen Gruppen – Scheinakupunktur und Standardtherapie zeigten sich keine Veränderungen zum bisherigen Zustand.

Das Ergebnis überrascht sicher viele und doch auch wieder nicht – zumindest mich nicht und sicher auch alle nicht, die seit Jahren erfolgreich Beschwerden mit Akupunktur behandeln.

Ja, es braucht solche Studien und wissenschaftliche Nachweise. Akupunktur ist nach wie vor für viele etwas schwer Greifbares, etwas dessen Wirksamkeit viele anzweifeln, nicht anerkennen. Leider hat unser Gesundheitssystem hier keinen „unterstützenden“ Effekt. Die Krankenkassen tun sich schwer damit Akupunktursitzungen zu übernehmen.

Schade, gibt es doch immer mehr Menschen, die gerade hierauf angewiesen sind, weil eben die klassische Schulmedizin bei manchen Beschwerdebildern – gerade im psychosomatischen oder psychischen Bereich - an ihre Grenzen kommt, weil die verordneten Medikamente nicht den erwünschten Effekt zeigen usw.

Es ist auch schwer zu verstehen wieso z. B. eine Nadel am Bein helfen soll die Erschöpfung und Energielosigkeit zu beseitigen, die ein Mensch schon seit Monaten quält.

Und doch gibt es immer wieder „Leuchtturm-Erlebnisse“. Wie gerade vor einigen Wochen. Der betreuende Neurologe eines depressiven Patienten unterstützt die begleitende Akupunkturtherapie voll und ist von deren Wirkung überzeugt. So sehr, dass wir nun „gemeinsam“ daran arbeiten die verordnete Medikation an AD (Antidepressiva) zu reduzieren. Bisher mit vollem Erfolg!

Ich wünsche mir schon lange eine akzeptierte Zusammenarbeit von Ärzten und Heilpraktikern – nicht im Sinne eines Ersatzes der klassischen Medizin, sondern ergänzend, begleitend unter Anerkennung der jeweiligen Grenzen.

Die bestmögliche Betreuung der Patient*innen sollte immer im Fokus stehen. Dann könnte ein solches Zusammenwirken so viel mehr erreichen.

Originalpublikation
Yin X, Li W, Liang T, et al. Effect of Electroacupuncture on Insomnia in Patients With Depression: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2022;5(7):e2220563. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.20563